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Was der Produktkommunikation noch fehlt

Vor ein paar Tagen habe ich mich nach langer Zeit mal wieder mit einem alten Schulfreund unterhalten. Coronabedingt leider nur virtuell, trotzdem hatten wir bei einem Glas Rotwein einen schönen Abend. Während des Gesprächs fragte er mich, in welchem Bereich ich tätig sei und dabei stellte sich heraus, dass es für einen Außenstehenden gar nicht so einfach ist, diesen zu verstehen.

Wie einige von Ihnen vielleicht wissen, bin ich schon über zwei Jahrzehnte bei der CCS Solutions GmbH und seit fast zwölf Jahren dort auch Geschäftsführer. Für mich und sicher für alle, die tief im Umfeld der Produktkommunikation arbeiten, ist der Aufgabenbereich klar definiert. Doch wenn es Außenstehenden schwerfällt, diesen nachzuvollziehen, geht es unseren Kunden vielleicht ähnlich. Verwenden wir tatsächlich eindeutige und klare Begriffe und Benennungen? Sprechen wir untereinander „die gleiche Sprache“? Gelingt es uns den komplexen Prozess der Erstellung bis zur Verteilung von Informationen in verständliche Worte fassen? Und wenn wir selbst keine intuitiven Benennungen haben, wie soll es dann unsere Kunden damit gehen? Aus diesen Gründen habe ich mir über die Produktkommunikation und die damit einhergehende Digitalisierung einmal Gedanken gemacht und fände es sehr spannend, Ihre Meinung zu hören.

Worum geht es in der Produktkommunikation?

Als erstes hat mich verwundert, dass die Produktkommunikation bis heute in keinem Lexikon oder keiner Enzyklopädie definiert ist. Im „Handbuch Markenführung“ habe ich jedoch diese Beschreibung gefunden:

„Die Produktkommunikation verfolgt (…) eine strukturelle Kopplung zwischen Produkt und Kunde – oder wie es Celia Lury (…) schon mit Bezug auf „brands“ ausgedrückt hat, handelt es sich um „an interface of communication between producers and consumers.“

Produktkommunikation wäre somit die Schnittstelle innerhalb der Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten. Das trifft es in meinen Augen schon sehr gut, jedoch ist es immer noch schwierig zu beantworten, was dies konkret in unserem Bereich bedeutet.

Was genau ist unsere Branche?

Kurz gesagt, haben wir uns als CCS im Content- und Informationsmanagement spezialisiert. Wir begleiten Kunden, in der Regel aus dem Maschinen- und Anlagenbau, von der Erstellung der Technischen Dokumentation über die Verknüpfung der einzelnen Informationselemente bis hin zur Verbreitung der erstellten Informationen an den Endkunden. Und genau an dieser Stelle setzt in meinen Augen das Problem an. Wir sprechen von Produktkommunikation, Informationsmanagement, Content Solutions, Service-Informationssystemen, elektronischen Ersatzteilkatalogsystemen, Content Delivery und vielem mehr. Wir legen immer wieder den Fokus auf einen dieser Bereiche, ohne eine Benennung für den gesamten Prozess zu haben.

Auf der Suche nach einem Begriff

Ich habe mich dann in meinem Team umgehört, wie sie das sehen. In der täglichen Business-Routine kommt man ja leider viel zu selten dazu, sich darüber Gedanken zu machen. Nachdem klar war, dass es ihnen ähnlich geht, haben wir uns gemeinsam die Zeit genommen, um uns über die fehlende Begrifflichkeit und auch die daraus entstehende Unsicherheit bei unseren Kunden Gedanken zu machen. Lassen Sie mich kurz auf unsere Fragestellungen eingehen und zu diesem Zweck die differenzierte Betrachtung von „Begriff“ und „Benennung“ außen vorlassen.

Information oder Kommunikation?

Sprechen wir im Zuge der Digitalisierung der Technischen Dokumentation und der damit verknüpften und bereitgestellten Informationen tatsächlich noch von reiner Information? Oder ist an die Erstellung der Information auch gleichzeitig die Kommunikation derselben verknüpft? In unseren Augen eine ganz grundlegende Frage. Denn je nach Sichtweise ergibt sich ein anderes Bild.

Welchen Prozess durchläuft die Produktkommunikation?

An dieser Stelle kamen wir zu einem dreiteiligen Prozess, den wir in seiner ganzen Breite visuell dargestellt haben:

Anhand der Grafik wird deutlich, dass wir es nicht nur funktional, sondern auch organisatorisch mit gänzlich unterschiedlichen Abläufen, Bereichen, Abteilungen und vielem mehr zu tun haben. Entscheidend ist jedoch, dass all diese Bereiche im Zuge der Digitalisierung, der zunehmenden Industrie 4.0 oder der aufkommenden Artificial Intelligence immer weiter miteinander verschmelzen werden. Sie merken selbst, wie schnell weitere Begriffe hinzukommen, unter denen wahrscheinlich wieder jeder etwas anderes versteht.

Klare Begrifflichkeiten statt Buzzwords

Daher plädiere ich für klare Begrifflichkeiten. Wir benötigen gerade in der Produktkommunikation und im Informationsmanagement eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis dessen, was wir erreichen möchten. Nur wenn wir uns gegenseitig verstehen, können wir unseren Kunden die Angst vor dem großen Thema „Digitalisierung“ nehmen. Digitalisierung wird nicht von heute auf morgen einfach vor der Tür stehen, sondern ein langer Weg sein, den wir alle gemeinsam begehen werden.

Herzlichen Dank fürs Lesen meiner Gedanken, die zugebenermaßen etwas länger wurden und gleichzeitig doch immer noch vieles außer Acht lassen. Wie geht es Ihnen damit? Ist das für Sie überhaupt ein Thema?

Herzliche Grüße
Marco Freund

Disclaimer: Der Artikel erschien zuerst auf LinkedIn